Reisemüde nach nur 6 Wochen?

Hach ja was könnte es alles schön sein… was haben wir für ein Glück eine solche Reise machen zu können, selbst bestimmt leben zu dürfen und unsere großartigen Kinder zu 100% beim wachsen zu begleiten. Aber wie sieht die Realität aus? Kleine Unterkünfte, wenig Freiraum, Straßen mit dem verrücktesten Verkehr den man sich vorstellen kann direkt vor der Haustür, wenig Schlaf, viel Regen, keine Spielplätze, kein austoben, gestresste Eltern, genervte Kinder, gefangen in einer Spirale aus Regeln, nicht kooperieren wollen, Geschwisterstreit, Elternstreit, unterschiedliche Bedürfnisse die alle befriedigt werden wollen, es ist manchmal ein Drahtseilakt und keiner ist zufrieden. Puh. Das ist also die andere Seite des Paradises. Wir sind alle ziemlich platt und so lange sind wir doch noch gar nicht unterwegs...!? Haben wir unsere Ziele nicht gut gewählt? Oder sind wir in letzter Zeit zu schnell gereist? Wollten wir in zu kurzer Zeit zu viel sehen und erleben. Nach den ersten beiden Wochen auf Koh Phangan, in denen wir noch gar nicht so richtig angekommen sind, waren wir 2 Wochen auf Koh Tao, davon eine Woche mit Magen Darm Grippe eher weniger einsatzfähig, es folgten 3 Tage Penang, 7 Tage Kuala Lumpur, 3 Tage Melakka, überall Großstadt, große Straßen vor der Haustür, überall viele Regeln und viele Einschränkungen für die Kids und uns Eltern. Die Kinder haben einen unglaublichen Bewegungsdrang, wollen toben, rennen, fangen spielen, alles anfassen, ausprobieren und fordern ganz viel uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Wie gerne würden wir mehr von den Städten sehen, Sehenswürdigkeiten, Museen, Zeit haben für ein bisschen Sport, zum schreiben, zum Videos schneiden, für uns als Paar. Wenn die Kids abends ins Bett gehen sind wir meist genauso platt und fallen mit um. Wir haben uns die letzten Abende einige Gedanken gemacht wie es weitergehen kann und haben festgestellt, wir sind reif für die Insel! Ein kleines Häuschen am Strand, absolute Ruhe, Zeit um uns zu erden, uns Freiräume zu schaffen, alle gegenseitig aufeinander zu achten, ohne viele Verpflichtungen und lästigen Verkehr. Wir haben uns gestern Abend einen Plan gemacht. Morgen soll es losgehen und wir hoffen nach einer nochmal etwas längeren Anreise zur Ruhe zu kommen. Ihr dürft gespannt sein…wir sind es auch!

Unsere Zeit auf Koh Phangan

…neigt sich dem Ende zu. 11 Tage waren wir hier, sind ein bisschen zur Ruhe gekommen und haben oft einfach in den Tag hinein gelebt. Vieles ergab sich von selbst. So haben wir einige Sandkuchen und Tunnel am Strand gebaut, haben aus Meeresfunden und Bambus wunderschöne Ketten gebastelt, einige Schaukeln am Strand getestet und waren fast jeden Tag im Wasser (wenn es denn da war).

Wir wohnen in einem kleinen Häuschen im Süd-Westen der Insel, “The Sandterrace“ nennt sich unser Resort. Der Besitzer, Simon, ist ein absolut entspannter Geselle, jederzeit hilfsbereit und die Küche durften wir auch mitbenutzen. In unserem Häuschen befindet sich außer einer Klimaanlage kein Luxus aber nach dem Schock in Bangkok sind wir einfach froh das es sauber ist und nicht nach Schimmel riecht. Wir sind direkt am Strand und laufen oft als erstes morgens gleich zum Meer oder liegen in der Hängematte auf unserer Veranda.Die Landessprache hier auf Koh Phangan ist Tai aber die meisten Leute, sprechen auch etwas Englisch, meist noch schlechter als wir😉. Mit Händen und Füßen konnten wir uns aber bisher immer verständigen. Wir haben wir die Thailänder als sehr freundliche und besonders auch kinderfreundliche Menschen kennengelernt.

Die Verhältnisse hier sind eher einfach, die Menschen leben meist in ihren Straßengeschäften, schlafen hinter einem Vorhang oder auch mitten im Geschäft, die Kinder spielen mit kleinen Dingen, besitzen meist nicht hunderte Spielsachen oder ein eigenes Zimmer wie es deutscher Standard ist. Aber manchmal sieht man die Kleinen mit dem Motorroller durch die Gegend fahren, standesgemäß natürlich ohne Helm. Auch was die hygienischen Verhältnisse angeht, sind wir von deutschen Standards weit entfernt. Wie ich zu Jens vor ein paar Tagen sagte, „Würde eine deutsche Lebensmittelaufsicht über die Insel laufen, es müssten vermutlich alle Lokale schließen.“ An den Straßen stehen oft Menschen mit kleinen fahrbaren Ständen, oft verkaufen sie Kokosnüsse, Bananen, Mangos und anderes regionales Obst. Manchmal haben wie auch Fisch und Fleisch was uns eher weniger zusagt. Wir können es kaum glauben, das dieses über Stunden ungekühlte Fleisch bei über 30 Grad gelagert und mit Fliegen besiedelt noch gegessen wird.

Wir haben an verschiedenen kleinen Straßenrestaurants gespeist sowie auf dem Markt in Thong Sala. Der Markt ist wirklich super. Es gibt eine riesen Auswahl und fast alles wird frisch zubereitet. Die Kinder bevorzugen Frühlingsrollen, Pommes, Pancackes und Fruit Shakes, Jens versucht sich gerne an Burgern oder Crouque, was sich dann oft als Toast mit Belag herausstellt und ich, Simone, esse sehr gerne das typische Thai Essen. Von Pad Thai über grünes oder rotes Curry sowie andere Gerichte deren Namen ich noch nicht drauf habe😊. Diese nationalen Spezialitäten bekommt man oft schon für kleines Geld (wenn man sie nicht unbedingt an Hot Spots wie den “Trend-Stränden“ oder Wasserfällen bestellt). Für 50 Baht was umgerechnet etwa 1,30  Euro sind, kann man schon sehr lecker essen.

Für zwei Tage haben wir uns einen Roller gemietet und sind einen Großteil der Insel abgefahren, haben einige sehr hübsche Strände angesteuert (Secret Beach, Zen Beach, Than Sadet und ein paar namenslose). Unser Strand hier in der Nähe vom Echo Beach ist zwar ruhig und wir haben oft einen großen Abschnitt für uns alleine, aber hier ist es auch sehr steinig und es wird einiges an Müll angespült. Außerdem ist grade Ebbe, das heißt das Wasser kommt erst nachts so richtig und ab und zu mal am Nachmittag. Auf der Suche nach Wasserfällen haben wir den Than Sadet Wasserfall angefahren, an dem man allerdings mehr Rohre im Wasser sehen konnte als das es sich um einen beeindruckenden Wasserfall gehandelt hätte.

Am Phaeng Wasserfall haben wir eine richtige Abenteuertour durch den Dschungel gemacht, sind gelaufen und geklettert und die ganze Zeit neben einem kleinen plätschernden Bächlein gewandert. Sogar Bekanntschaft mit einer kleinen Schlange haben wir gemacht. Leider war als wir oben angekommen sind nix mehr. Es hat einfach zu wenig geregnet in den letzten Tagen. Der Wang Sai Wasserfall, den wir als letztes aufsuchten, hatte da schon etwas mehr zu bieten, auf jeden Fall was das Wasser angeht. Der Zugang ist über einen Adventure Park, in dem man einen Parcoure klettern kann und eine Zippline runtersausen (das haben wir dann an Aktivitäten mal ausgelassen) und Feuershows erleben (das haben wir dann aber auch ausgelassen, da die Mehrheit für die “Party“ abends am Zen Beach war). In dem Park selbst gibt es schon einen kleinen Wasserfall und klettert man weiter ein paar Felsen rauf kommt man zum Wang Sai Wasserfall, an dem wohl immer ein bisschen Wasser fließt, das allerdings in einer eher trüben Pampe endet, die unsere Kinder natürlich trotzdem gleich als Schwimmbecken ausgetestet und für gut befunden haben. Alles in allem haben wir einiges gesehen und trotzdem Ruhe zum entspannen und ankommen gehabt. Uns hat es hier sehr gut gefallen und wir könnten uns vorstellen vielleicht nochmal zurück nach Koh Phangan zu kommen.

Es geht los …!

Lage haben wir darauf hin gefiebert, die Tage gezählt, unseren Hausstand auf ein Minimum reduziert, unsere Wohnung aufgegeben und nun ist es so weit. Unsere Reise beginnt! Eigentlich ging es schon am 7.8. in Berlin los, von dort aus sind wir mit der ukrainischen Airline UIA (für 270,- Euro…wen es interessiert 😊) mit einem Zwischenstopp in Kiew nach Bangkok geflogen. Unser Flug startete nach unseren Informationen um 14:50 Uhr und laut der Anzeigetafel am Flughafen um 14:20 Uhr. Wir waren zwar schon gute zwei Stunden früher am Flughafen, aber nachdem wir endlich unsere Rücksäcke abgegeben hatten und die Sicherheitskontrollen passierten, was wirklich schon einige Zeit in Anspruch nahm, standen wir wieder eine Ewigkeit an der Passkontrolle. Noch fix die Toiletten besucht, die Wasserflaschen aufgefüllt, da schallte es durch die Lautsprecher “Letzter Aufruf. Familie Brauer wird zum Gate gebeten.“ Na dann mal schnell…! Wir drängelten und rannten und durften tatsächlich noch mit fliegen 😊. Kaum hatten wir Platz genommen gingen wir auch schon in die Luft. Die Kinder sind ganz entspannt an die Sache mit dem fliegen ran gegangen. Unser letzter Flug lag 2 Jahre zurück, da weiß man ja nie was einen erwartet. Die ersten zwei Stunden vergingen schnell und die Kids waren mit ihren Schnabbeleien, Knete, Büchern und dem MP3 Player gut beschäftigt. In Kiew gab es einen kleinen Spielbereich der aus Schaumstoffbauteilen bestand, welcher bis zum Weiterflug bespielt wurde. Dieser startete planmäßig um 19 Uhr deutscher Zeit und wir waren noch nicht einmal die letzten an Board 😉. Ein riesen Flieger mit 3 Reihen, quasi 10 Sitzplätzen nebeneinander. Die Ausstattung und den Service hatten wir gar nicht erwartet. Neben Essen und Trinken gab es Decken (die auch dringend nötig waren, künftig nehmen wir auf jeden Fall Pullis mit in den Flieger). Das Entertaiment Programm war der Wahnsinn. Auf unseren in den Sitz eingebauten Tablets konnten wir wählen zwischen Musik, Spielen, Infos über den Flug und das Zielland, Serien, Filmen und Kinderprogramm. Das musste natürlich noch einige Zeit ausgetestet werden. Noemi schlief irgendwann über (unsere) drei Sitze liegend ein während Leviana sich nur schwer von dem neu entdeckten Spielzeug losreißen konnte. Bis sie endlich schlief hatten wir noch etwa 5 Stunden bis zur Landung in denen wir uns hin und her positionierten. Um schlafen zu können waren die Sitze einfach zu gerade und die Gesamtsituation doch zu spannend. Maximal k.o. kamen wir mit 5 Stunden Zeitumstellung um 9:30 Uhr Ortszeit in Bangkok an.

Bangkoks Skyline von unserer Hotel Badewanne aus

Kulturschock!

Das Ankommen in Bangkok war ziemlich gewöhnungsbedürftig. Wir hatten leider ein sehr heruntergekommenes Hotel in einer ebenfalls nicht sehr schönen Gegend. Auf unserer ersten Essensuche gepaart mit dem totalen Schlafmangel und dem absoluten Gefühlswirrwar sind wir etwas verzweifelt. Einige Speisen an den Straßenständen sahen sehr kurios aus und alles was wir probierten schmeckte auch so. Frisches Obst und Gemüse war weit und breit nicht zu finden, so dass wir uns mit ein paar Scheiben Rosinenbrötchen, Nüssen, Quetschies, die sich als ein glibberiges Etwas herausstellten, und Saft für den nächsten morgen zufrieden geben mussten. Als wir uns am nächsten Tag den Tempel „Wat Poh“ ansahen , der wirklich sehr beeindruckend ist.

 

 

Neben der ersten Kokosnuss gab es auch noch etwas Obst (geschnittenes, in Plastiktüte mit Piekser bestückt) bekommen haben, in einem Restaurant sehr lecker speisten und einen tollen Sportpark besuchten, waren wir schon positiver gestimmt. Allerdings reduzierten wir die geplanten 3 Nächte trotzdem auf 2.Bangkok hat uns abgesehen von unserem miesen Zimmer nicht umgehauen, aber vielleicht kommen wir ja nochmal zurück und schauen was der zweite Eindruck mit sich bringt.

Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Familien, Freunde, Vermieter, der Schulleitung, Arbeitgeber und Kollegen. Alleine hätten wir diesen Traum von einer großen, langen Reise nicht realisieren können! Wir haben so viel Zuspruch und Unterstützung bekommen!

Danke euch, die dazu beigetragen haben, dass wir dieses Abenteuer leben dürfen!

 

Reisen “ Die moderne Form der Kindesmisshandlung“

Heute ist mir etwas passiert, ich hätte es vermutlich nicht für möglich gehalten, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre.
 
Aber von Anfang an: Alles begann damit, dass ich mich an das Gesundheitsamt gewandt habe, um mich über das Thema Reiseimpfungen zu informieren. Die Dame am Telefon wirkte vorerst ganz freundlich, hörte sich unsere Pläne und mein Anliegen an und nahm sich Zeit um auf meine Fragen einzugehen. Im Gesprächsverlauf wurde jedoch deutlich, dass die Dame sich dazu berufen fühlte, mich über die kindliche Psyche aufklären zu müssen. Sie erzählte mir, dass Kinder ein festes zu Hause brauchen und aus einer derartigen Reise keinen nutzen ziehen würden. Herumreisen wäre mit Stress verbunden und deshalb überhaupt nicht geeignet für Kinder. Kurz und knapp erwiderte ich, dass wir sehr flexibel sind und keinesfalls unter Stress weiterreisen werden. Gegebenenfalls würden wir an einzelnen Orten länger verweilen. Wir kamen zurück zum Thema und sie erläuterte mir den Nutzen von den Impfungen gegen Tollwut, Typhus, japanische Enzephalitis und Hepatitis. Immer wieder verwies sie auf verschiedene Gefahren (Durchfallerkrankungen, Lebensmittelvergiftungen, Zirka Virus, Dengue Fieber, Malaria, Mücken und Sonnenschutz). Im Gespräch beschlich mich oft das Gefühl, dass sie mich für etwas dämlich hält und uns als Sorgeberechtigte, was unseren Plan angeht, als unverantwortlich. Immer wieder betonte sie, wie viele Risiken ein derartiges Vorhaben mit sich bringt und ob wir diese Risiken unseren Kindern wirklich zumuten wollen. Sie gab an, dass Kinder schließlich schon zufrieden wären, ihre Eltern um sich zu haben. Sie brauchen kein Flugzeug fliegen, kein schönes Wetter, kein Meer und schon gar keine wechselnden Unterkünfte. Nochmals betonte ich, dass wir unsere Kinder sehr gut einschätzen können und man das Ganze wohl individuell betrachten sollte. Neeeiiin, auch unsere sechsjährige Tochter sei keinesfalls dazu in der Lage, die weitreichende Entscheidung zu treffen, ob sie Lust auf eine derartige Reise hat. Sie war der Meinung, dass Kinder sowieso ihren ganzen Kummer hinunterschlucken und unglaublich viel ertragen, obwohl es ihnen nicht gut tut. Ehrlich gesagt, habe ich spätestens zu diesem Zeitpunkt dicht gemacht. Ich möchte noch einmal betonen, dass es lediglich um eine Impfberatung und nicht um eine Lebensberatung oder um eine psychologische Einschätzung ging. Wenn die besagte Dame meint, sie müsste ihre Meinung äußern, naaa gut. Nach dem zweiten, dritten und vierten Kommentar reichte es dann allerdings. Der Gipfel des Ganzen sollte jedoch noch kommen: Ein gewisser Arzt sagte einmal, dass Fernreisen mit Kindern die neumodische Form der Kindesmisshandlung sei. „Ich denke, ich habe mich etwas netter ausgedrückt“, fügte sie noch hinzu.Vielen Dank für das Gespräch und Tschüss! Tatsächlich ärgere ich mich noch Tage später über diese ungefragten Kommentare. Zudem ärgere ich mich darüber, dass ich das Gefühl bekam, dass wir uns für unsere Pläne rechtfertigen müssten und unsere Kinder leiden lassen und sogar misshandeln würden, obwohl wir ihnen und uns lediglich die Freiheit geben, ein Jahr eine Auszeit vom Stress des Alltags zu bekommen. Unsere Intension ist neben dem Kennenlernen verschiedener Lebensweisen, unser Leben zu entschleunigen und uns selbst und untereinander noch intensiver kennenzulernen. Weiterhin wollen wir abseits alltäglicher Verpflichtungen unser Dasein genießen. Wie gut, dass die besagte Dame davon ausgeht, unsere Absichten besser zu kennen, als wir es selbst tun.
Es ist nicht das erste und vermutlich auch nicht das letzte Mal, dass wir als verrückt und verantwortungslos bezeichnet werden. Was Freunde, nein eher entferntere Bekannte, von unseren Plänen halten und ihre Bedenken in einer nicht immer ganz angemessenen Form kundtun, das ist die eine Sache, aber diese Dame hat die Grenzen ihres Jobs eindeutig weit überschritten. Momentan überlege ich, ob es sinnvoll wäre, ein Schriftstück diesbezüglich aufzusetzen. Andererseits liegen noch so viele wichtige organisatorische Dinge vor uns, da sollte ich meine Energie vielleicht lieber dafür aufwenden, Ärzte mit Erfahrungen zu Reiseimpfungen zu suchen. Was denkt ihr darüber? Musstet ihr euch schon mit ähnlichen Vorwürfen konfrontieren lassen?
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